Fipps war von seinem ersten Lebensjahr an ziemlich schüchtern. Der Terrier-Mix ging lieber in Deckung, wenn andere Hunde auf ihn zustürmten. Daheim im Dorf, da kannte er schon bald jeden Hund und baute seine Scheu ab. Er spielte mit den anderen und taute auf. Seine jungen Besitzer waren der Meinung, dass es ihrem kleinen Rüden guttäte, eine Hundeschule zu besuchen. Neben dem Erlernen der Grundkommandos sollte er vor allem selbstsicherer werden.
Deshalb meldete ihn sein Frauchen zu einer Welpenspielstunde an, als er vier Monate alt war.
Es war ein warmer Samstagnachmittag im Juni, als Frauchen und Fipps zum ersten Mal den Platz betraten. Es waren schon einige andere Hunde da, die an der Welpenstunde teilnehmen sollten. Sie waren nicht angeleint. Deshalb sah Fipps erster Kontakt mit der neuen Hundeschule so aus: Er schlüpfte schüchtern durchs Tor - und 15 vor allem grössere, kräftigere Welpen stürmten zu ihm hin. Sie beschnüffelten ihn und stupsten ihn an. Fipps begann zu zittern und versteckte sich. "Da muss er jetzt durch", blaffte die Trainerin. Fipps jaulte und winselte vor Angst.
Nehme nicht alles hin - das Bauchgefühl zählt
Sein Frauchen aber fand nicht, dass er "dadurch" muss. Sie wollte es nicht tolerieren, dass alle Hunde auf ihren Kleinen zustürmen durften, ohne zurückgehalten zu werden. Sie verliess mit ihrem Welpen die Hundeschule - auf Nimmerwiedersehen.
Fipps Frauchen war in Sachen Hundeschule geheilt. Sie tat, was sie eigentlich nicht wollte - sie übernahm die Grunderziehung selber: Fipps war sehr gelehrig und lernte Sitz, Platz und Bleib sowie kleine Tricks im Handumdrehen. Sein Frauchen merkte aber auch, dass er Freude daran hatte, über kleine Hindernisse und Hürden zu laufen und durch einen Tunnel zu robben. Sie war sich sicher, dass Agility ihrem Hund grossen Spass machen würde. Also hörte sie sich doch noch mal um und fand eine Hundeschule in der Gegend, in der sie den Sport mit Fipps würde betreiben können.
Training soll vor allen Dingen Spass machen
Mit etwas Bauchweh fuhr sie zum ersten Termin - wegen ihrer zunächst schlechten Erfahrungen. Und konnte sich doch ganz schnell entspannen. Denn in dieser Hundeschule lief es völlig anders. Alle Hunde warteten brav und vor allem angeleint bei ihren Besitzern auf den Beginn ihrer ersten Stunde. Und Fipps durfte als Erstes eine Probestunde absolvieren. Zwei Trainerinnen sagen sich an, was er konnte und wie weit er war, um ihn in die richtige Gruppe zu integrieren. Sie stellten Fragen - beantworteten aber auch das, was Fauchen wissen wollte.
Die junge Frau fühlte sich gut aufgehoben. Und Fipps gefiel es richtig gut in dieser Hundeschule. Heute ist Fipps vier Jahre alt und er fährt immer noch jeden Samstag hin, weil ihm das Training so sehr Spass macht. Mit positiver Verstärkung wurde er motiviert und lernt so, aus sich herauszugehen.
Auch so kann es in einer Hundeschule laufen. Wer einen guten Trainer sucht, der sollte vor allen Dingen eines: fragen, fragen, fragen. Und zwar zuerst die Bekannten, den Tierarzt, die Gassi-Freunde: Haben sie vielleicht einen Tipp? Wo waren sie selber zufrieden?
Informiere dich vor einer Entscheidung
Denn wer gute Erfahrungen gemacht hat, der gibt sie gerne weiter. Wer schlechte gemacht hat, der übrigens auch. Bei einem "Bloss nicht!" deiner Bekannten solltest du vorsichtig sein. Fragen solltest du nicht nur dein Umfeld, sondern auch Trainer, den du ins Auge gefasst hast. Hat er eine fundierte Ausbildung abgeschlossen oder hat er sein Wissen von "Learning by doing"? Kennt er nicht nur die Praxis, sondern hat er auch ein wissenschaftlich fundiertes Wissen, zum Beispiel zur Lerntheorie? Hat er sein Können auf einem Wochenendkurs erlernt oder hat er eine mehrjährige Ausbildung gemacht? Wenn du diese Antworten kennst, kannst du die Qualifikation eines Trainers besser einschätzen.
Über den Verband der Hundeerziehung und Verhaltensberater e.V. (BHV) erhältst su zum Beispiel qualifizierte Adressen in deiner Nähe.
Hundetrainer kann sich nicht jeder nennen
Seit dem 01.08.2014 müssen Hundetrainer einen anerkannten Nachweis ihrer Qualifikation besitzen. So schreibt es §11 des Tierschutzgesetzes vor. Allerdings sind die Anforderungen und Prüfungsordnungen lokal unterschiedlich, weshalb dieses Gesetz umstritten ist. Ausserdem braucht ein Hundetrainer ein amtliches Führungszeugnis und einen Gewerbeschein. Wichtig ist aber nicht nur die Frage nach der Qualifikation, sondern auch nach der Trainingsmethode.
Auf die Trainingsmethode kommt es an
Beruht sie auf positiver Verstärkung? Wird erwünschtes Verhalten gelobt, belohnt und somit verstärkt? Oder setzt der Trainer auf Druck und Drill? Dann lass unbedingt die Finger davon. Körperliche Bestrafung, und wenn es sich nur darum handelt, den Hund auf den Boden zu drücken, hat in der Hundeerziehung nichts verloren.
Gewlat zerstört das Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Hund. Auch wenn du und dein Vierbeiner vor einem Problem stehen, bei dessen Lösung der Hundetrainer helfen soll, dann ist es wichtig, dass der Hund ein unerwünschtes Verhalten nicht aus Angst unterlässt, sondern weil er merkt, dass es sich nicht lohnt.
Ein Beispiel: Kläfft dein Kleiner andere Hunde an und erhält dafür von dir einen Leinenruck, dann kann es passieren, dass dein Hund das Negative, das er bei der Hundebegegnung erfahren hat, mit dem Anblick eines anderen Hundes kombiniert und fortan noch aggressiver auf Artgenossen reagiert.
Moderne Lösungsansätze
Einen guten Hundetrainer erkennst du daran, dass er mit modernen Lösungsansätzen arbeitet. Er belohnt, anstatt zu strafen. Und ein wichtiges Kriterium für einen Trainer, dem du vertrauen kannst, ist: Der Spass am Lernen und Trainieren steht im Vordergrund. Für die Zweibeiner. Aber natürlich auch für die Vierbeiner. Ein guter Trainer schult dich. Er erklärt dir die Hintergründe des Verhaltens deines Hundes und zeigt Lösungsmöglichkeiten auf, wie unerwünschtes Verhalten beseitigt werden kann, ohne dem Hund zu schaden. Er kennt die neuesten wissenschaftlichen Studien, geht regelmässig auf Fortbildungen und tauscht sich aus. Er liest und informiert sich - denn die Wissenschaft bietet quasi jeden Monat Neues.
Verlass sich auf deine Menschenkenntnis
Wichtig bei der Beurteilung eines Hundetrainers ist immer das Bauchgefühl. Lass den Menschen auf dich wirken. Ist er dir symphatisch?
Wir entscheiden über Sympathie und Antipathie in den ersten Sekunden einer Begegnung. Und wir irren uns dabei in der Regel ziemlich selten, wenn wir eine einigermassen gute Menschenkenntnis haben. Ein guter Hundetrainer hat ein Gefühl für Hunde, aber auch für Menschen. Er kann mit deinem Hund umgehen, aber auch mit dir. Er nimmt sich Zeit für dich, beantwortet deine Fragen und stellt auch selber welche.
Natürlich muss dein Hund den Trainer mögen. Und er ist dabei womöglich sogar noch unbestechlicher als wir Menschen. Einen guten "Hundelehrer" erkennst du daran, dass er rasch einen Draht zu deinem Vierbeiner hat.
Achte auf deinen Hund: Spitzt er die Ohren? Wedelt er? Leckt er dem Trainer gar die Hand? Dann mag er ihn. Kneift er stattdessen die Rute ein, dreht ab oder zeigt sogar offenkundig Angst, dann ist das kein guter Start für eine Lernbeziehung. Die letzte Entscheidung für eine Hundeschule sollte immer bei deinem Hund liegen. Er muss sich wohlfühlen, denn nur derjenige, dem es gut geht, kann auch etwas lernen.
Sofort die Flucht ergreifen solltest du jedoch, wenn dir der Trainer Starkzwangmassnahmen einreden will. Dein Hund zieht an der Leine - der Trainer will dir ein Würgehalsband einreden? Dann hat er seinen Beruf verfehlt. Gute Trainer arbeiten mit dem Hund, damit er das Ziehen aufgibt, und fügen ihm keine Schmerzen zu.
Fipps Frauchen störte als Allererstes, dass so viele Hunde in einer Gruppe waren, die unkontrolliert auf ihren Hund zustürmten. Das war erstens zu viel für den Terrier-Mix und andererseits ein Zeichen dafür, dass die Trainerin nicht mehr Herrin der Lage war.
Kleine Gruppen sind sinnvoll
Ein Hundetrainer muss deinen Hund kennenlernen und sollte dazu in der Lage sein, ihn richtig einzuschätzen. Das kann nur in einer kleinen Lerngruppe geschehen. Werden in einer Gruppe mehr als zehn Mensch-Hund-Teams unterrichtet, dann ist das keine Schulung mehr, sondern Massenabfertigung. Der Trainer kann überhaupt nicht mehr auf den individuellen Hunde eingehen: Er übersieht das Wesentliche und es schleichen sich Fehler ein. Als Faustregel sollte gelten: fünf, höchstens sechs Hunde pro Trainer. Dann kann ein Profi auch wirklich beobachten, korrigieren, lehren. Und es profitieren alle davon: Du und dein Hund.
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